Unser Bündnis in der Presse
Kinzigtal-Nachrichten | 16.5.2025
Blick auf die Demokratie vor Ort
Diskussionsveranstaltung mit Bürgern und Mandatsträgern
Von AYSU TANRIVERMIS
Wie funktioniert Demokratie im Bergwinkel? Mit dieser Frage und dessen Antwort beschäftigte sich das „Bündnis für De-mokratie und Toleranz im Bergwinkel“ und lud Interessierte am Mittwoch zu einem Aus-tausch und Gesprächen ins Kultur- und Begegnungszentrum (KuBe) in Schlüchtern ein.
Etwa 50 Bürger sowie politische Vertreter der Stadt Schlüchtern wohnten der Veranstaltung bei. Unter der Moderation von Angelika Bär-winkel (Bündnis Demokratie und Toleranz) und Lukas Bachmann wurde vor Ort nicht nur die Möglichkeit geboten, die Aufgaben kommu-nalpolitischer Institutionen wie dem Ortsbeirat kennenzulernen, sondern auch Fragen zu stellen, Anregungen zu geben oder Kritik an kommunalen Entscheidungsträgern und Verwaltungseinheiten zu äußern. Vor der Veranstaltung hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit, auf Zetteln ihre Ansichten zu verschiedenen Fragen an einer Pinnwand zu befestigen. Zum Beispiel die Frage, ob Ortsbeiräte überflüssig oder wichtig seien. Clas Röhl (Initiator Bündnis Demokratie und Toleranz) erklärte zu Beginn, dass die De-mokratie im Bergwinkel funk-tioniere und nannte als positives Beispiel den „Bürgertalk“, bei welchem die Bewohner die Möglichkeit haben, Fragen zu stellen. Zum Beispiel an den Bürgermeister. Röhl merkte dabei an, dass es sich dabei lediglich um „Informationen von oben“ handeln würde. Mit seiner Aktion „Mitbestimmen! Bei uns – vor Ort!“ will das Bündnis gemeinsam mit der Bevölkerung überlegen, wie mehr Demokratie „von unten“ in der Politik erreicht werden kann. Damit sei gemeint, wie sich Einwohner in die Kommunalpolitik einbringen könnten. Insgesamt gab es drei Themenpunkte, über die an diesem Abend gesprochen wurde und wofür verschiedene Gastredner ein-geladen waren. Seray Sen von der Stadt Schlüchtern (Verwaltungs- und Personalsteuerung) und ihre Kollegin Franiska Hönig (Einwohnermel-deamt) informierten die An-wesenden darüber, welche Aufgaben die Stadtverwal-tung, das Stadtparlament und der Magistrat unter anderem haben. So gebe es Pflichtauf-gaben wie das Standesamt und die Abfallbeseitigung, um die sich eine Stadt kümmern müsse. Nach Bedarf und ab-hängig vom Budget gebe es auch freiwillige Aufgaben. Da-zu gehörten zum Beispiel Mu-seen und Schwimmbäder. Auf die Frage, ob die Gremien der Stadt einen guten Job machen würden, stimmte die Mehr-heit mit Ja.
Als Vertreter der Stadtver-ordnetenversammlung waren Norbert Wuthenow (BBB), Günther Koch (Die Grünen), Florian Varinli (CDU), Vorsteher Joachim Truß (SPD) sowie Jo Härter (FDP) da. Sie berich-teten über ihre Tätigkeiten, ihre Eindrücke und gingen auf Fragen sowie Kritik ein. Egal, ob es der tägliche Toilettengang (Abwasserreinigung) oder die Trinkwasserversor-gung sei: „Alles, was unser tägliches Leben betrifft, ist Ko-munalpolitik“, sagte Wuthenow. Ein weiterer Tagesord-nungspunkt waren die Ortsbeiräte. Dafür traten die Ortsvorsteher Friedrich Dänner (Klosterhöfe), Rudolf Falk (Herolz), Birgit Kirst (Elm) und Ulrich Krampitz-Mangold (Schlüchtern-Innenstadt) in den direkten Austausch. Die Gremienvertreter äußerten den Wunsch, dass mehr Bürger zu den öffentlichen Sitzungen kommen sollten. Dazu sagten einige Anwesende, dass die Ankündigungen nicht gut genug zu finden seien. Daraufhin wurden Vorschläge zur Verbesserung gesucht.
Zum Ende der Veranstaltung wurde über die Beteiligung der Mitbürger im Bergwinkel diskutiert. Dabei kristallisierte sich heraus, dass es andere Möglichkeiten zur Beteiligung geben müsse. Eine Idee war, regelmäßige Termine anzubieten. Ein häufig genannter Aspekt war die Beteiligung und Einbeziehung junger Menschen in die Kommunalpolitik. Bei der Veranstaltung selbst waren aber weniger als eine Handvoll Jugendliche zugegen. Laut Wuthenow ist es kein Vorwurf, aber Fakt, dass Jugendliche sowie Personen zwischen 18 und 40 Jahren an Kommunalpolitik nicht interessiert seien.
Kinzigtal-Nachrichten | 13.5.2025
„Stimme gegen Hass und Hetze“
Zweites „Sing-along“ des Demokratie-Bündnisses
Von
AYSU TANRIVERMIS
Das „Bündnis für Demokratie und Toleranz im Bergwinkel“ hatte am Sonntag zum zweiten „Sing-along“ nach Schlüchtern eingeladen.
Unter dem Motto „Stimme ge-gen Hass und Hetze“ wurde auf dem Stadtplatz in Schlüchtern gesungen. Etwa 60 Menschen wohnten der Veranstaltung bei und sangen gemeinsam mit den Initiato-rinnen Karin Stöcker (Mit-gründerin des Bündnisses), Heidrun Göttsche und Angela Labella (Kirchenchor Con ´Dio). Gegen den Rechtsruck in der Gesellschaft erklangen so insgesamt 15 verschiedensprachige Friedenslieder.
Gesungen wurden unter anderem „Imagine“ von John Lennon, „99 Luftballons“ von Nena und auch das israelische Volkslied „Shalom Chaverim“ (hebräisch für Friede, Freude).
Musikalisch begleitet wurden die Sängerinnen und Sänger von Kirchenmusikdirektor Gunther Martin Göttsche (Keyboard) und Eckhardt Sie-bers (Gitarre).
Inspiriert wurde das „Sing-along“ in Schlüchtern durch die Aktion „Magdeburg singt für eine weltoffene Stadt“. So wurde nun auch im Bergwinkel bei gutem Wetter laut und fröhlich mitgesungen und zum Takt geklatscht. Nach etwa einer Stunde sollte die Ver-anstaltung enden – aber das Publikum rief nach einer Zugabe. Also wurde auf Wunsch noch einmal gemeinsam „Sieben Tage lang“ von Hans Sanders und der Band „Bots“ ge-sungen. Das darin besungene Trinken sei als Auftakt zum gemeinsamen Handeln zu ver-stehen und nicht als Trinklied, wie Labelle anmerkte.
Für die Veranstalter zeigte das Sing-along, dass sie in Bezug auf die jüngsten Wahler-gebnisse durchaus noch viele im Bergwinkel erreichen können. Im nächsten Jahr soll es eine dritte Auflage geben.
Kinzigtal-Nachrichten | 10.5.2025
Für Morgen ans Gestern erinnern
Gedenkfeier zum Kriegsende am 8. Mai 1945 vor dem Rathaus
Von
AYSU TANRIVERMIS
Dort, wo vor mehr als 80 Jahren noch mehrere Hakenkreuz-Fahnen standen (siehe Bild oben), trafen sich am Donnerstagabend knapp 70 Menschen, um dem Kriegsende am 8. Mai 1945 zu gedenken. Ein-geladen hatten das
„Bündnis für Demokratie und Toleranz im Berg-winkel“ und die „Omas gegen Rechts“.
Der 8. Mai gilt als Tag der Be-freiung, weil an diesem Tag durch die bedingungslose Ka-pitulation der deutschen Wehrmacht der Zweite Welt-krieg in Europa endete und so auch Deutschland von der na-tionalsozialistischen Herr-schaft befreit wurde. Doch nicht jeder sah diesen Tag da-mals als Befreiung: „Viele wa-ren geschockt, als sie das hör-ten“, berichtete Clas Röhl vom Bündnis für Demokratie und Toleranz.
Aus diesem Grund stellten die Organisatoren dem Publi-kum die Frage „Kapitulation und/oder Befreiung?“. An ei-ner Pinnwand sollten die Menschen auf einem Zettel ihre Gedanken dazu festhalten. Mit dem Friedenslied „Imagine“ von John Lennon eröffneten Diane Schmitz am Saxofon und Dieter Krause am Kontrabass die Gedenkfeier.
Die Rednerinnen und Redner Angelika Bärwinkel, Clas Röhl, Heino Ackermann so-wie Marieke und Nils Richber vom Demokratie-Bündnis verlasen abwechselnd Zitate, unter anderem aus der Rede des ehemaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker vom 8. Mai 1985, aber auch der jüngst gestorbenen Margot Friedländer, von Winston Churchill und von Menschen, die im Krieg ge-kämpft haben oder gefangen-genommen wurden.
Zettel mit verschiedenen Zi-taten wurden auf dem Platz an der Obertorstraße an Umste-hende verteilt. Die Gedenkfei-er diente somit nicht nur dem Erinnern an das Geschehen vor 80 Jahren, sondern bot auch eine Plattform für den Gedankenaustausch.
Für die „Omas gegen Rechts“ war es die erste öffent-liche Veranstaltung. Sie ver-teilten selbstgebackene Kekse in Form von Friedenstauben und welche mit ihrem Grup-pennamen.
Birgit Lotz trug ein großes Schild mit dem Satz „8. Mai – Nix Kapitulation, Befreiung!“. Mit dem Schild wollte sie an den Juden Leo Stern erinnern, welcher seinerzeit in Schlüch-tern ein Spirituosengeschäft hatte. Stern wurde 1934 im Al-ter von 67 Jahren der „Rassen-schande“ beschuldigt, weswe-gen er nackt durch Schlüch-terns Gassen gejagt, be-schimpft und geschlagen wur-de. Angeführt wurde die Akti-on vom Ortsgruppenleiter der NSDAP, dem Malermeister Ludwig Kohlenbusch, wel-cher dazu Schilder anfertigt hatte.
Pfarrerin Marieke Richber freute sich, dass es Gedenkfeiern wie die am Donnerstag in Schlüchtern gibt: „Die ver-gangenen 80 Jahre machen deutlich, wie wichtig solche Veranstaltungen und Grup-pen sind.“ Denn die Zeitzeu-gen lebten nicht ewig. Ange-stimmt von Dieter Krause wurde „The Universal Soldier“ von Paul Donovan gesungen, bevor Angelika Bärwinkel die Feier beendete.
Kinzigtal-Nachrichten | 2.4.2025
Gegen Extremismus und falschen Ehrbegriff
Die „HeRoes“ aus Offenbach stellten Präventionsprojekt vor, mit dem sie in die Schulen gehen
Von ROLAND BAUERNSCHUBERT
SCHLÜCHTERN
Eugen, Michel, Octavian und Jamil sind vier Jungs aus Offenbach. Sie sind freundlich und offen, selbstbewusst und eloquent. Sie sind das, was man früher als „cool“ be-zeichnet hätte. In der Sprache ihrer Klientel sind sie aber eher „fly“. Denn ihre Zielgruppe sind junge Männer im Alter zwischen 16 und 23. Genau ihre Altersklasse. Die vier Jungs aus Offenbach sind „HeRoes“. Sie setzen sich ein für Gleichberech-tigung und Geschlechteri-dentität und engagieren sich gegen Extremismus und einen falsch verstandenen Ehrbe-griff.
Die HeRoes gehen in Schul-klassen oder treffen sich mit Jugendgruppen und bieten Workshops an, in denen sie sich mit jungen Männern über Themen unterhalten, die mit einer bestimmten Wahrnehmung von Männlichkeit einhergehen. Dabei sprechen sie die Sprache ihrer Zielgruppe, kennen deren Empfindungen und Ansichten. Einerseits weil sie sich mit Anfang zwanzig im selben Altersspektrum befinden und andererseits weil sie einen gleichen oder ähnlichen soziokulturellen Hintergrund haben. Wenn zu Beginn eines Workshops zum Aufwärmen die „Ich hab schon mal“-Runde gespielt wird, dann kann Eugen nach eigenen Worten auch die Hand heben, wenn es heißt: „Ich hatte schon mal eine An-zeige am Hals.“ HeRoes ist ein Gewaltpräventionsprojekt. Eugen Mosoreti, Jamil Reine-ke, Octavian Cocoş und Mi-chel Musić engagieren sich hier, um in den Köpfen ande-rer junger Männer ideologische Prämissen zu demontieren und somit extremistischen Strömungen entgegen-zuwirken.
Ziel ist es, in einem reflexiven Prozess ein aufgeklärtes, demokratisches und auf Men-schenrechten basierendes Menschenbild zu erarbeiten, in dem alle Geschlechteriden-titäten gleichberechtigt sind. Denn „den meisten extremis-tischen Gruppierungen, die fundamentalistisch-religiös oder aber auch nationalis-tisch-identitär motiviert sind, liegt ein biologistisches Ge-schlechterdenken zugrunde“, so eine Kernaussage auf der Internetseite des HeRoes-Pro-jekts Offenbach. Insgesamt 22 HeRoes sind dort ehrenamtlich tätig, haben seit ihrer Gründung vor sieben Jahren bereits 260 Workshops gegeben und mehr als 6600 Jugendliche erreicht.
Dafür und für die wöchentlichen Treffen zur Multiplikatoren-Ausbildung, so Eugen, Michel, Octavian und Jamil, bringen sie gerne viel Freizeit auf und nehmen sich vereinzelt sogar am Arbeitsplatz frei.
Im KuBe in Schlüchtern, ha-ben sie das Konzept und ihre Arbeit einem interessierten Publikum vorgestellt und da-bei vor Pädagoginnen, Sozial-arbeitern und engagierten Leuten vom Bündnis für De-mokratie und Toleranz im Bergwinkel einen starken Eindruck hinterlassen. Eingeladen zu der Präsentation hatte pro familia. In einem kurzen Abriss erläuterte Eugen Mosoreti die Ziel- und Umsetzung des Projekts, das außer in Offenbach an noch zehn weiteren Standorten in Deutschland und Österreich etabliert ist. Entwickelt hat sich das Netzwerk aus dem ersten He-Roes-Projekt, das 2007 in Berlin gegründet wurde. Auslöser dafür war der erste publik ge-wordene Ehrenmord in Deutschland. 2005 wurde die 23-jährige Deutsch-Kurdin Hatun „Aynur“ Sürücü in Berlin auf offener Straße von ihrem Bruder durch drei Kopf-schüsse getötet. Vor allem ge-gen diese „Unterdrückung im Namen der Ehre“ wendet sich HeRoes. Man will dazu einen Gesprächsraum bieten, einen „safer space“, wie Mosoreti erklärte, für junge Männer, die in familiären und gesellschaftlichen Strukturen aufgewachsen sind, die das Anse-hen der Familie, der Community oder des Landes häufig über die Freiheit eines selbst-bestimmten Lebens stellen. In einem Rollenspiel gaben Eugen, Michel und Octavian im KuBe ein Beispiel, wie sie im Rahmen von Workshops die Themen Patriarchat, Gewalt und den in den betreffenden Kreisen verbreiteten Begriff des „Dayouth“ bearbeiten. Dayouth ist synonym für einen Mann, der seine Frau den Blicken anderer Männer aus-setzt oder zumindest nichts dagegen unternimmt, dass sie „begafft“ wird. In den Köpfen ihrer Workshop-Teilnehmer, so Eugen, ist Dayouth ein sehr präsentes Phänomen. Die He-Roes haben den Vorteil, dass sie sehr schnell als Gesprächs-partner auf Augenhöhe wahr-genommen werden. Bei „Ich hab schon mal…“ trauen sich die Teilnehmer daher viel eher etwas Unangenehmes, Peinli-ches oder Intimes von sich preiszugeben, wenn auch der Gesprächsleiter etwas auf dem Kerbholz oder auf der Seele hat. Nach einem weiteren Ein-blick in ihre praktische Arbeit, dem Stimmungsbarometer, das den offenen und klugen Diskurs fördern soll, endete die Präsentation nach zwei Stunden. Es folgte begeisterter Applaus und große Anerkennung von den Besuchern für die Präsentation.
Auf ihre Motivationen für ihr Engagement befragt, antwortete Michel, dass die Arbeit bei den HeRoes ihn in sei-ner Persönlichkeitsentwick-lung enorm bereichere, für Jamil ist es der Raum für wert-volle Gespräche mit Freunden in allen Lebenslagen. Octavian will mit seinem Engage-ment etwas geben, was er in seiner Schullaufbahn in seinem Herkunftsland Rumä-nien nie hatte und für Eugen ist der Gedanke reizvoll, derjenige zu sein, der das Leben ei- nes jungen Menschen durch sein Zuhören und Hinterfragen zu einem besseren gemacht haben könnte. Mehr Infos im Internet auf der Seite heroes-offenbach.de.
Kinzigtal-Nachrichten | 15.2.2025
"Gesicht zeigen" gegen Hass
Ausstellung im KuBe eröffnet / Portraits der Vielfalt
Kinzigtal-Nachrichten (Barbara Kruse) vom 15.2.2025
"Gesicht zeigen", ist die Ausstellung übertitelt, die bis zum 8. März im Foyer des zweiten Stockwerks im KuBe zu sehen ist.
Fotografien zeigen Menschen, die sich klar gegen Hass positionieren, die aber auch persönlich Ausgrenzung erfahren haben aufgrund ihres Geschlechts, ihrer Religion, ihrer Herkunft, Behinderung oder sexuellen Orientierung.
Rafael Herlich, Sohn eines Überlebenden der Schoa, fotografierte unter anderem in Berlin, Straßburg, Frankfurt und Jerusalem. Fotografien, Texte sowie Hörangebote, die per QR-Code abgerufen werden können, geben einen Einblick in die Vielfalt des Lebens und setzen Zeichen für mehr Toleranz im Miteinander.
Clas Röhl begrüßte im Namen des Bündnisses für Demokratie und Toleranz im Bergwinkel, das die Ausstellung mit dem jüdischen Bildungswerk "Pinot" organisiert hatte. Das Thema könnte nicht aktueller sein, in einer Zeit, in der aus Wahlkampfgründen eine inszenierte Ausgrenzungsdebatte laufe. Es sei nötiger denn je, Gesicht zu zeigen gegen Antisemitismus und Rassismus sowie die Ausgrenzung von Minderheiten, wo immer sie auftrete. Im Eintreten für eine demokratische und tolerante Gesellschaft gelte es die Stimme gegen alle Feinde einer freien Gesellschaft zu erheben.
Nicole Deeg vom jüdischen Bildungswerk verlas einen Kommentar der Schauspielerin Radost Bokel: "Ich habe Angst, dass die berechtigte Wut, die ich teile, in Hass umschlägt und gegen jeden gerichtet wird, die nicht dem deutschen Prototyp entsprechen." Anlass für Bokels Kommentar: Am Tag der Ausstellungseröffnung war ein afghanischer Mann in München mit einem Auto in eine Demonstranten-Gruppe gerast.
"Wie kann ein nicht jüdischer Mensch die Ängste jüdischer Menschen heute verstehen", fragte Ausstellungsorganisator Niko Deeg. Er berichtete von offenen Morddrohungen ebenso wie von antisemitischen Anwürfen gegen seine jetzt 14-jährige Tochter in der Schule als "Scheißjüdin", "Scheißisraeli" und "Drecksjüdin", die nicht geahndet worden seien. Er sei von Lehrerseite darauf hingewiesen worden: Durch das Tragen der Kippa zur Einschulung habe er dazu beigetragen, was seiner Tochter passierte. Inzwischen besucht die Tochter eine andere Schule mit Teilhabeassistenz, weil sie sich alleine nicht mehr in die Schule traue.
Dass Hass und Hetze mitten in der Gesellschaft und auf offener Straße angekommen sind, zeigt ein Wortbeitrag aus dem Publikum: "Robert Habeck gehört erschossen", sei kürzlich in Schlüchtern am Wahlstand der Grünen geäußert worden.
Angesichts solcher Äußerungen reiche es nicht aus, mit den Augen zu rollen, es gelte vielmehr, Gesicht zu zeigen und seinen Standpunkt zu vertreten. "Lasst uns miteinander sprechen, weil die Wahrheit wird siegen", sagte Niko Deeg. Denn es gelte, aus Wut Mut zu machen.
Dass insbesondere junge Menschen aufstehen und ihre Meinung vertreten, mache Mut. Auch die gut besuchte Ausstellungseröffnung nutzen etliche junge Menschen, um sich zu informieren. Aus ihren Reihen berichtete eine junge Frau, dass allein ein fremdartiger Name in unserer Gesellschaft dafür sorge, wie ein Mensch eingeordnet werde.
Heidrun Berressem am Akkordeon und Reno Thaler mit Mundharmonika, Gitarre und Trommel hatten die Ausstellungseröffnung musikalisch mit den hebräischen Liedern "Shalom aleichem", "Hava nagila" und einem ukrainischen Beitrag zum Eurovision-Song-Contest hervorragend begleitet.
Kinzigtal-Nachrichten | 15.2.2025
„Demokratie ist kein Selbstläufer“
Clas Röhl und Angelika Bärwinkel setzen Zeichen für Zusammenhalt
Kinzigtal-Nachrichten vom 15.2.2025
VomKN-Redaktionsmitglied
Tim Bachmann
Schlüchtern
Clas Röhl (71) und Angelika Bärwinkel (73) sind zwei der führenden Köpfe hinter dem „Bündnis für Demokratie und Toleranz im Bergwinkel“. Beide sind überzeugt: Demokratie ist kein Zustand, sondern ein stetig zu erarbeitender Prozess – und dieser Prozess ist derzeit in Gefahr.
„Wir erleben, dass extremistische und populistische Strömungen wieder an Einfluss gewinnen. Hass und Hetze sind längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Dagegen müssen wir etwas tun“, sagt Röhl.
Was als loses Gespräch unter Gleichgesinnten begann, ist mittlerweile zu einer festen Initiative gewachsen, die sich monatlich im KuBe trifft. Menschen aus unterschiedlichsten Bereichen haben sich zusammengefunden, um aktiv für demokratische Werte einzutreten. „Es reicht nicht, über problematische Entwicklungen zu klagen – wir müssen selbst als engagierte Bürger handeln“, erklärt Bärwinkel.
So hat das Bündnis seit einer Kundgebung in Schlüchtern im März 2024 bereits mehrere Aktionen durchgeführt. Die Kundgebung, an der 700 Menschen teilnahmen, wurde von mehreren Unternehmen und Personen in der Region unterstützt, auch von vier der im Stadtparlament vertretenen Parteien. Beispiele von Aktivitäten sind das Kooperationsprojekt „Brennen für die Demokratie“, eine Performance der Tanzkompanie Artodance, die in Schulen mit anschließendem Gespräch aufgeführt wurde und die jüngst eröffnete Ausstellung „Gesicht zeigen“ im KuBe (siehe Seite 13) sowie das öffentliche „Sing-along“ am Stadtplatz im September vorigen Jahres.
Das Bündnis will Demokratie auf kommunaler Ebene erlebbar machen. „Viele Menschen haben keine konkrete Vorstellung davon, wie eine Demokratie funktioniert. Sie wissen oft nicht, was sie tun können, wenn sie mit Hassbotschaften oder extremistischen Aussagen konfrontiert werden“, so Röhl. Deshalb setzt die Initiative auf Aufklärung und Bildung.
Geplant sind neben Infoveranstaltungen auch Projekte, in denen Menschen jeden Alters die Grundlagen der Demokratie nähergebracht werden. „Es ist wichtig, dass Kinder und Jugendliche früh lernen, wie demokratische Prozesse funktionieren und dass es sich lohnt, sich einzubringen“, betont Bärwinkel, die selbst beruflich viele Jahre mit Kindern gearbeitet hat.
„Wir spüren, dass die Hemmschwellen gesunken sind. Menschen sagen Dinge offen, für die sie sich früher geschämt hätten. Das bereitet uns Sorgen“, so Röhl. Deshalb sei es wichtig, laut und sichtbar zu sein.
Die Resonanz aus der Bevölkerung sei insgesamt aber ermutigend. „Viele Menschen suchen nach Möglichkeiten, sich zu engagieren, wissen aber nicht, wo sie anfangen sollen“, sagt Röhl. „Wir bieten ihnen eine Plattform.“
Auch die Zusammenarbeit mit anderen Organisationen ist dem Bündnis wichtig. „Es gibt bereits viele Gruppen, die sich für Demokratie und Menschenrechte einsetzen. Wir wollen keine Konkurrenz sein, sondern eine Ergänzung“, betont Bärwinkel.
Besonders wichtig ist den Mitgliedern der Initiative, ein Bewusstsein für die Mechanismen der Demokratie zu schaffen. „Viele Menschen wissen gar nicht, wie wertvoll und zugleich verletzlich eine freiheitliche Gesellschaft ist“, sagt einer der Gründer. „Wir wollen zeigen, dass Demokratie kein Selbstläufer ist, sondern von uns allen aktiv gestaltet werden muss.“
Dabei setzt das Bündnis auf Dialog und konstruktive Auseinandersetzung. Anstatt bestimmte Meinungen auszugrenzen, soll mit sachlichen Argumenten und fundierten Informationen gearbeitet werden. „Demokratie bedeutet nicht, dass alle einer Meinung sein müssen. Sie bedeutet, dass wir fair und respektvoll miteinander streiten können“, sagt Bärwinkel.
In den nächsten Monaten sind mehrere größere Veranstaltungen geplant, darunter eine Diskussionsrunde mit Experten zu den Auswirkungen von Desinformation auf demokratische Prozesse. „Wir wollen nicht nur über Probleme sprechen, sondern auch Lösungen aufzeigen“, so Röhl.
In Zeiten gesellschaftlicher Spaltung sieht das Bündnis seine Aufgabe darin, einen Raum für Debatten zu schaffen, der nicht von Populismus oder Stimmungsmache geprägt ist. Dabei geht es auch darum, Falschinformationen entgegenzutreten und demokratiefeindliche Tendenzen zu entlarven. „Wir erleben eine zunehmende Radikalisierung und eine Verrohung der Debattenkultur. Dem müssen wir etwas entgegensetzen.“
Das Bündnis versteht sich als langfristiges Projekt. „Wir denken nicht in Wahlzyklen oder Aktionstagen. Demokratie ist eine Daueraufgabe“, so Bärwinkel. Dass sie sich so intensiv engagieren, sieht sie als Selbstverständlichkeit: „Wir haben erlebt, was es bedeutet, in einer stabilen Demokratie zu leben. Es ist unsere Pflicht, dafür zu sorgen, dass das so bleibt.“
Zitate:
Wir wollen zeigen, dass Demokratie kein Selbstläufer ist, sondern von uns allen aktiv gestaltet werden muss. Angelika Bärwinkel
über die freiheitliche Gesellschaft.
Uns geht es nicht um links oder rechts, sondern um die Grundwerte der Demokratie. Clas Röhl
Stichwort
Das „Bündnis für Demokratie und Toleranz im Bergwinkel“ ist eine zivilgesellschaftliche Initiative, die sich für eine offene, vielfältige und demokratische Gesellschaft einsetzt.
Das Bündnis wurde vor einem Jahr von engagierten Bürgerinnen und Bürgern, die über den zunehmenden Rechtsextremismus besorgt sind, in Schlüchtern gegründet. Die Bündnis-Mitglieder sind überzeugt, dass Demokratie keine Selbstverständlichkeit ist, sondern aktiv gelebt und verteidigt werden muss.
Das Bündnis versteht sich als überparteiliche Plattform, die Menschen unterschiedlicher politischer Ansichten zusammenbringen will, solange diese auf dem Boden der demokratischen Grundordnung stehen.
Ziel ist es, Extremismus – egal aus welcher Richtung – entschieden entgegenzutreten und zugleich den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken. Dabei stehen vor allem Aufklärung, politische Bildung und der offene Austausch im Mittelpunkt der Arbeit.
Die Initiative organisiert Veranstaltungen zu aktuellen politischen Themen, lädt Fachleute zu Diskussionen ein und bietet Menschen Gelegenheit, sich aktiv mit Fragen der Demokratie auseinanderzusetzen. Nähere Infos, Termine des Bündnisses für Demokratie und Toleranz im Bergwinkel sowie eine Kontaktmöglichkeit gibt es im Internet.
Zur Person
Angelika Bärwinkel (73) und Clas Röhl (71) sind zwei der Initiatoren des „Bündnisses für Demokratie und Toleranz im Bergwinkel“. Röhl stammt ursprünglich aus Schweden und lebt bereits seit 24 Jahren in Schlüchtern. Hier engagiert er sich seit vielen Jahren ehrenamtlich in der Betreuung von Flüchtlingen und ist Mitglied der Integrationskommission.
Bärwinkel ist vor drei Jahren aus Rommerz nach Schlüchtern umgezogen. Sie hat als Diplom-Pädagogin und Berufsschullehrerin viele Jahre Erzieher und Erzieherinnen aus- und fortgebildet, weshalb ihr im Zusammenhang mit Demokratie auch die Bildung der Jüngeren ein besonderes Anliegen ist.
Fünf Punkte, die den Akteuren wichtig sind
Wahlkampf ohne Migrationsdebatte
Geflüchtete dürfen nicht für Wahlkampfzwecke instrumentalisiert werden. Das Thema Migration ist komplex und Probleme müssen weiterhin in europäischer Kooperation gelöst werden. Vorschläge durchsetzen zu wollen, deren Verwirklichung rechtlich fraglich sind und zugleich eine angsterfüllte Stimmung gegen Geflüchtete zu schaffen, ist verantwortungslos.
Lösungsorientiert arbeiten
Die konstruktive, respektvolle und lösungsorientierte Debatte der demokratischen Parteien im Bundestag ist wichtig. Demokratische Parteien müssen zum Wohle des Landes über Parteigrenzen hinweg auch in der Migrationsdebatte zu einer gemeinsamen rechtlichen Lösung kommen – und das ohne die Stimmen der Vertreter einer Partei, die in Teilen als gesichert rechtsextrem gilt.
Mehr Beteiligung der Bürger
Im Bergwinkel setzen wir uns dafür ein, dass Menschen aus unterschiedlichen Kulturen, mit unterschiedlichen Meinungen einander begegnen, einander zuhören und sich für die Belange des jeweils anderen interessieren. Zu unserem Engagement für ein demokratisches Miteinander gehört auch die geplante Bürgerrunde, in der Kommunalpolitik verständlich gemacht werden soll.
Selbstbestimmtes Leben
Wir treten durch unsere aktuellen Veranstaltungen für Toleranz und Verständnis gegenüber Menschen aus anderen Kulturen oder mit anderen sexuellen Orientierungen ein. Wir unterstützen Minderheiten und deren Akzeptanz, so zum Beispiel die Veranstaltung von Queer Main-Kinzig, heute um 11.55 Uhr am Obermarkt in Gelnhausen: „Für Demokratie und ein selbstbestimmtes Leben.“
Demokratisch wählen
Wir werben dafür, wählen zu gehen. Denn das gehört zu unserem Verständnis für das Bündnis für Demokratie und Toleranz. Und wer wählen geht, sollte eine demokratische Partei wählen, die unsere demokratische Grundordnung respektiert und lebt, wünschen sich Angelika Bärwinkel und Clas Röhl stellvertretend für das Demokratie-Bündnis im Bergwinkel.
Kinzigtal-Nachrichten | 1.9.2024
Singend die Stimme gegen Hass erhoben
Erstes „Sing Along“ des Bündnisses für Demokratie und Toleranz
Kinzigtal-Nachrichten vom 1.9.2024
Von ROLAND BAUERNSCHUBERT
SCHLÜCHTERN
Gemeinsam singen gegen Angriffe auf Demokratie und Toleranz – zu dieser Idee unter dem Motto „Sing Along“ haben sich am Sonntag zahlreiche Menschen auf dem Schlüchterner Stadtplatz getroffen, zu dem das Bündnis für Demokratie und Toleranz im Bergwinkel aufgerufen hatte.
Von „Imagine“ über „99 Luftballons“ bis hin zu „Shalom chaverim“ und „Dona nobis pacem“ reichte die musikalische und vielsprachige Bandbreite der Lieder, die den Stadtplatz erfüllten. Es wurde kräftig gesungen und geklatscht, und teils sogar getanzt. Weitere Veranstaltungen dieser Art sollen folgen. Ideengeberin für das „Sing Along“ war Heidrun Göttsche.
Angesichts der immer lauter werdenden Stimmen, deren Botschaft Intoleranz und Hass ist, sei es ihr umso wichtiger, „etwas zu tun und zu zeigen, dass es nach wie vor wichtig ist, sich für die Werte unserer Gesellschaft stark zu machen“, so die engagierte Gesangslehrerin und Chorleiterin. Das „Sing Along“ sei die erdenklich schönste Weise, die Stimme zu erheben, aber auch Anlass zur Begegnung und um miteinander in Dialog zu treten. Zusammen mit Angela Labella, Karin Stöcker, Claudia Betz und Eckhard Siebers an den Mikrofonen leitete Göttsche das gemeinsame Singen an. Eckhard Siebers an der Gitarre und Gunther Martin Göttsche am Klavier unterstützten musikalisch. 18 Lieder, die alle vom Miteinander, von Frieden und Menschlichkeit handeln, erklangen aus dem vielstimmigen Chor am Stadtplatz, darunter Protest-Folksongs der Friedensbewegung wie „We Shall Overcome“ und Popsongs wie „We Are The World“. Auch kirchliches Liedgut wie „Es kommt die Zeit“ und „Von guten Mächten treu und still umgeben“ kamen zum Vortrag, ebenso wie traditionelle Stücke wie „Hevenu shalom alejchem“ oder „Die Gedanken sind frei“.
Die Textsicherheit der Mitsingenden wurde mithilfe moderner Technik erreicht. Die Besucherinnen und Besucher konnten sich die Liedtexte durch das Scannen von QR-Codes am Stadtplatz auf ihre Handys laden und hatten so das gesamte Repertoire vor Augen. Etwa 150-mal erfolgte der Text-Download. Damit dürfte die Teilnehmerzahl nahezu doppelt so groß gewesen sein wie die vom Veranstalter geschätzten 80. Die Zahl der Anwesenden war schwer zu erfassen, da die Hitze am Sonntag die Menschen in die wenigen schattigen Ecken am Stadtplatz verstreute. Sicher deswegen, aber auch aufgrund der recht laut eingestellten Musikanlage war der Teilnehmerchor gegenüber dem Gesangsensemble auf der Bühne akustisch deutlich unterlegen. Clas Röhl, Mitbegründer des Bündnisses für Demokratie und Toleranz im Bergwinkel, würdigte Initiatorin Heidrun Göttsche sowie die evangelischen Kirchengemeinde für die Unterstützung bei der Durchführung. Röhl betonte in seinem Grußwort, wie wichtig es sei, für Freiheit und Toleranz Gesicht zu zeigen und die Stimme zu erheben. Es gelte, sich gegen Menschen und Parteien zu wehren, die ihre hetzenden und antidemokratischen Parolen verbreiteten. „Ihre Forderungen sind eine Gefahr für die Demokratie“, betonte Röhl.
Kaum dass die letzten Töne kurz nach 18 Uhr verklungen waren, trat Angela Labella erneut ans Mikrofon und gab die ersten Hochrechnungen der Landtagswahl in Thüringen und Sachsen bekannt.
Bildunterschrift: Zahlreiche Menschen nahmen am ersten „Sing Along“ des Bündnisses für Demokratie und Toleranz im Bergwinkel auf dem Stadtplatz teil.
Die Sängerinnen und Sänger und das Publikum flüchteten vor der schwülen Hitze in den Schatten. Fotos: Roland Bauernschubert
Kinzigtal-Nachrichten | 13.12.2024
Die Schüler „brennen für Demokratie“
Kooperationsprojekt als kulturelles Bildungsangebot mit Tanz und Diskussion
Kinzigtal-Nachrichten (Tim Bachmann) vom 13.12.2024
SCHLÜCHTERN
Das Kooperationsprojekt „Brennen für Demokratie, weil sonst Europa brennt“ ist ein kulturelles Bildungsangebot mit Tanzszenen und anschließendem Gespräch für Schulen des Bergwinkels, das mit Mitteln aus dem Bundesprogramm „Demokratie leben!“ unterstützt wird. Zwei Termine fanden bereits in Schlüchtern statt.
Kooperationspartner sind das Kulturwerk Bergwinkel, das Bündnis Demokratie und Toleranz im Bergwinkel und die Tanzkompanie Artodance, alle mit Sitz in Schlüchtern. Das Projekt wurde bereits in der Stadtschule vor 120 Schülerinnen und Schülern des zehnten Jahrgangs sowie vor 85 Schülerinnen und Schülern der Jahrgangsstufe zwölf des Ulrich-von-Hutten-Gymnasiums präsentiert. Ziel war und ist es, anlässlich des 75 jährigen Bestehens des Grundgesetzes, den Schülerinnen und Schülern mögliche Bedrohungen einer Demokratie durch beeindruckende Bilder des Tanztheaters nahe zu bringen und mit ihnen dazu ins Gespräch zu kommen.
In den Tanzszenen geht es unter anderem um individuelle und gesellschaftliche Bedrohungen durch Totalitarismus und Krieg früher und heute. Es geht um die Suche nach sicheren Orten vor gewaltsamen Angriffen und Krieg und um das Wagnis, aufzubegehren und die Stimme zu erheben gegen Angriffe auf demokratische Grundrechte und auf ausgegrenzte Menschen.
Es geht auch um den europäischen Gedanken eines friedlichen Miteinanders über nationale Grenzen hinweg und um die Würdigung demokratischer Grundwerte. Die Tanzszenen entstammen dem Tanztheaterstück der Gruppe Artodance „Europa brennt“, choreografiert von Kulturpreisträgerin Monica Opsahl. Das Stück basiert auf einem Gedicht von Arnulv Øverland mit dem Titel: „Du darfst nicht schlafen“, das im Jahr 1937 angesichts der bedrohlichen Folgen des Nationalsozialismus für ganz Europa entstanden ist. Die ausdrucksvolle Darstellung der jungen Tänzerinnen, die künstlerische Gestaltung und die begleitende Musik beeindruckten die Jugendlichen und die Lehrerkräfte gleichermaßen. Es herrschte danach eine betroffene Stille an beiden Schulen.
Um erste Rückmeldungen zu erhalten, stellten die Projektleiterinnen Ja/Nein-Fragen an die Zuschauenden, die diese durch Hochhalten von roten (für nein) und grünen (für ja) Karten beantworteten. Fragen wie: „Kennst du jemanden, der Ähnliches erlebt hat?“ Oder: „Hast du schon einmal wegen Bedrohung von außen nicht gesagt, was du denkst?“, „Würdest du eine
Freundin/einen Freund schützen, wenn sie/er bedroht oder angegriffen wird?“, „Hat die Demokratie in Deutschland eine Zukunft?“, „Findest du die Demokratie in Deutschland gut?“, „Ist sie bedroht?“ Daran anschließend bildeten die Teilnehmenden Gruppen, in denen diese Fragen vertieft und Tänzerinnen und Choreografin zum Stück befragt werden konnten. Es entstanden
kurze Gespräche zum Beispiel dazu, wie sich die Schülerinnen und Schüler mit Nachrichten versorgen – von Social-Media-Kanälen wie TikTok über die Tagesschau bis zur Zeitung. Auch der Umgang mit Meinungsverschiedenheiten und das Praktizieren von Demokratie in der Schule waren Thema, bis hin zur Frage, wie sich die Tänzerinnen all die Schritte merken können und warum sie sich mit solch einem Thema beschäftigen. Vorausgegangen war alldem eine ausführliche methodische Vorbereitung durch die Tänzerinnen, die Projektleitung (Monica Opsahl, Choreografin und Tanzpädagogin und Angelika Bärwinkel, Pädagogin und Fortbildnerin) und die verantwortlichen Lehrerkräfte der beiden Schulen. Tim
BUs: Akteurinnen der Tanzkompanie Artodance in Aktion.
Clas Röhl (Bündnis für Demokratie) im Austausch mit Zwölftklässlern des Schlüchterner Ulrich-von-Hutten-Gymnasiums.